mit der bahn zurück bei sonnenschein. knopf im ohr und buch auf den knien. neben mir frischer salat im einkauskorb, die füße auf der heizung, mir gegenüber ein komischer mann mit einer karstadttüte.
der zug hubbelt sich durch westfälische landschaften. äcker, kanäle, frisches grün und ne menge horizont. ich entdecke buschwindröschen-felder im wald an den gleisen und vereinzelte veilchen-konvolute in der nähe einer schnellstrasse. das freut mich und ich lächle. der karstadt-mann hat nur darauf gewartet das falsch zu verstehen und spricht mich an. au.
ob ich mal auf seine tüte aufpassen könne, fragt er, während er seine geldbörse umständlich in der speckigen jeans verstaut. das fällt ihm schwer, denn seine dicken ärmchen kommen kaum am spitzbauch vorbei.
ich nicke, denn ich bin freundlicher natur. bin ich bereits den ganzen tag. bis auf heute morgen, als der aufdringliche bahnbeamte mich aus der service-schlange zog um mir heldenhaft zu demonstrieren, daß ich auch mit bahncard mein ticket am automaten ziehen kann. warum ich das denn sonst nie machen würde? weil es nicht geklappt hat! woran das denn wohl gelegen hätte? das müssen sie mir erklären, ich arbeite nicht hier! sowas penetrantes.
aber zurück ins abteil, wo mich der seltsame mann augenzwinkernd auf irgendwelche wichtigen tüten-inhalte aufmerksam macht und dann unbeholfen grinst. urplötzlich habe ich das gefühl das er einer ist, der sein ganzes hab und gut in diesem blauen ding unterbringen könnte und da tut er mir ein wenig leid.
statt die augenbraue hochzuziehen lächle ich also nett und sage, daß ich mir alle mühe gebe. er geht und ich denke, das ich ihn jetzt ein bisschen aufgemuntert habe. das ist eigentlich ein ganz gutes gefühl.
auf der bamnk nebenan schläft ein bwl-erstsemestle über seinem buchr. so einer mit roten bäckchen und wilder frisur. er trägt einen kurzen parka und lässige jeans und fast bin ich auf dem besten weg mein stigma zu lockern, als seine schuhe in mein blickfeld wandern. hellbraune, hochglanzgeputze loafer. schlaf schön. du heisst bestimmt tim und mama wartet zuhause mit dem essen.
zuhause rückt näher, schon in der hälfte der kuhdörfer auf dem weg in die große stadt hat der zug mitfahrer gespuckt. mein blick wandert wieder nach draussen wo eine mittelgroße stadt vorbeizieht wie eine diashow.
in meinen ohren macht nada surf freundlich, rockige klänge und in einer querstrasse fährt ein junge gekonnt auf einem beeindruckend hohen einrad spazieren. der zug wird wieder schneller und zeigt mir einen hinterhof auf dem eine mama ihr kind auf dem autodach abgesetzt hat um einen karton aus dem wagen zu holen. auf dem feld daneben kucken zwei kaninchen gespannt ob die luft rein ist und noch ein bisschen später starre ich ungläubig auf eine ansammlung von 6 glatzköpfen die im kreis um eine feurstelle stehen. einer liest scheinbar laut aus einem buch vor und um den kreis liegen zusammengerollte, schwarz-weiße flaggen. in meinem bauch fühlt es sich ungut an und irgendwie würde ich gern was tun. irgendein rollkommando losschicken. ich überlege ernsthaft, ob ich schnell 110 anrufen soll bevor das stadtnetz außer reichweite für mein handy ist. während ich das tue, läuft an einem breiten kanal ein älteres pärchen hand in hand im partnerlook entlang. ein grüßer. oranger kran bewegt sich langsam über das wasser und ein angler richtet sich die mütze. die köder daran glitzern im sonnenschein und auf der anderen kanalseite spielen eine menge jungs ausgelassen fussball - die hälfte in quietsch-pinken trikots.
ich fühle mich so langsam wie in einem du bist deutschland spot und vermisse dich fies. aber ich stelle fest das ich dir all diese banalitäten erzählen muss. damit du lächelst und ich weiß, es wäre noch netter gewesen mit dir an meiner seite.
der zug rollt in die große stadt ein, ich packe zusammen und mache mich auf den weg nach hause. ich freue mich sehr auf dich.
Warum gehen wir zur Arbeit?
vor 7 Jahren
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