an meinem schlüsselbund hängt ein kleines metallschild. es hat eine nummer, die zu meiner anschrift gehört und wenn ich den bund verlieren sollte irgendwann, dann wird er vielleicht in den briefkasten geworfen, und findet über ein paar stationen wieder zurück nach haus.
trotzdem wird es doof sein, meine schlüssel zu verlieren. da bleiben türen zu und wege unbefahren. dann kann ich nicht mehr dorthin wo ich doch hin will. vielleicht brauch ich dann hilfe - muss irgendwen anrufen, irgendwas aufbrechen lassen und freiheit erzwingen. blos wegen drei komischen, kleinen metallstücken. oder vier. dabei werd ich wahrscheinlich gar nicht unachtsam gewesen sein - wahrscheinlich nur hektisch. ich werde bestimmt noch viel vor haben und nicht wissen, wo mir der kopf steht. und während ich so ganz auf alles andere konzentriert sein werde, werde ich das kleine klimperding links liegen lassen. irgendwo. einfach so und obwohl ich es gar nicht wollen werde. schon passiert.
du wirst es schon gemerkt haben, aber ich spreche in metaphern. ich benutze schlüsselworte ;). du bist ich und ich bin das klimperding. und letztens hab ich mich in den briefkasten geworfen um zurück nach hause zu kommen. und das hat super funktioniert.
gerade ist es fast schon ein wenig schwer. so in der rückschau sind komische gefühlswelten schwer wieder erlebbar zu machen und eigentlich möchte ich das auch gar nicht. aber vielleicht ist es wichtig das nochmal festzuhalten und mir das vorzustellen. und dir vorzustellen. begrüßen wir also einen gast mit wenig zeit auf unserer bühne: meine erinnerung!
ich weiß nicht wann du mich verloren hast. vielleicht zwischen mittwoch und donnerstag letzte woche. da als dein kopf gefragt hat wie es mir geht und direkt beim ersten satz mit den augen auf dem bildschirm klebte. vielleicht da.
vielleicht warst du auch noch gar nicht zuhause. vielleicht hab ich hier in der wohnung gesessen, an meinem schreibtisch und hab gewartet und mich einsam gefühlt - mag sein das du erst nach mitternacht zurück warst und vergessen hattest mir von dem bier nach der arbeit zu erzählen. dem bier auf das wir seit ewigkeiten nicht mehr waren weil die woche zu anstrengend ist.
unter umständen hab ich mich auch selber vergessen an jedem einzelnen abend an dem du müde und fertig spät heim gekommen bist um direkt ins bett zu fallen. automatische abläufe haben die tendenz einen zur maschine zu machen. heimkommen, warten, kochen, zuhören, verstehen, einschlafen, wieder von vorn.
vorwürfe wären falsch gewesen. was hätte ich dir denn vorwerfen sollen? "du arbeitest zuviel!" - das weisst du selbst aber zur zeit geht es offensichtlich nicht anders. trotzdem ich all das verstanden habe, war ich irgendwann weg. auf die eine oder andere weise zumindest. im kopf weg zum beispiel. oder im bauch. keine gefühle gerade und trotzdem wahrnehmen was hier passiert. mich selber verstecken weil es dich nur noch mehr anstrengt - oder weil es dich vielleicht gar nicht mehr interessiert in deiner schnellen, hippen arbeitswelt. was sollst du da mit mir und dem, vor dem ich angst habe? macht mich das nicht nur schwächer und ist schwäche nicht unsexy? macht mich das nicht weniger wert?
überhaupt hab ich kein recht mich aufzuregen. nicht über das bier, nicht über die zeit, nicht über den alltag. eigentlich bin ich ja froh das du zwischendurch rauskommst - und was anderes siehst als den bildschirm. eigentlich bin ich doch froh, daß du dich bei mir fallenlassen kannst. eigentlich will ich das doch.
aber warum fühl ich mich dann allein?
wenn wir diese schleife jetzt auf heavy rotation stellen. wemm wir das solange laufen lassen bis jeder seufzer, jede halbe stunde später und jeder vergessene anruf keine kleinigkeiten mehr sind, sondern tatsächlich die hoffnung auf einen netten, entspannten abend metzeln - dann sind wir da, wo dieeser epilog angefangen hat.
da wo du so in der schleife steckt, daß du mich vielleicht vergisst. und gar nicht weil es dir egal ist - sondern weil viel zu viel auch wichtig ist.
und genau da hab ich mich eingedreht und dir davon berichtet und dich wahnsinnig erschreckt. aber da hast du mich genommen und wieder nach hause gebracht.
gute sache so ein schlüsselschutz. auf meinem steht: ich liebe dich.
Warum gehen wir zur Arbeit?
vor 7 Jahren
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