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...und noch immer keine antworten

Mittwoch, Oktober 18, 2006

ich fühl mich betuppt. vom leben über´s ohr gehauen und um eine ungeahnt wichtige möglichkeit beraubt: die möglichkeit des des zufalls.
kinder kriegen ist enorm weit weg. auch wenn anre leute meines alters schon eins bis fünf an der backe haben, liebäugele ich maximal mit dem gedanken.
bei einem glas weisswein. im urlaub. nach einem ausgeschlafenen sonntagmorgen, gegen halb zwei, in deinen armen.
oder auch dann, wenn ich keinen bock mehr auf selbstverwirklichung hab, weil´s damit gerade irgendwie nicht läuft.
das andere leben ist das. das mit dem haus, dem garten, dem teich und den heckenrosen. die alternative auf dem land. oder vielleicht sogar das heimliche ziel . aber nicht die realität.
mein kreuz ist vielleicht meine bilderbuch-kindheit. mit bilderbuch-eltern. im bilderbuch-haus. klar, auch mit schattenseiten und leichen im keller. aber davon in einem so geringen ausmaß, daß nach hause kommen auch heute noch wie eins von den bunten pflastern auf aufgeschlafenen knien wirkt: heilsam.
und wir hier? seltsam stolz darauf in der grünen lunge einer stadt zu leben, die sonst nur grauen asphalt atmet. kinderspielplätze an bahngleisen. klingelton-süchtige blender-kids. dafür das wir früher generation x bis auf den letzten buchstaben niederbeten konnten, haben wir´s ja noch richtig gut gehabt. trotzdem akademiker-schwemme. akademiker-tsunami passt wahrscheinlich besser. freunde die seit monaten quasi nur noch arbeiten um das porto für die nächste bewerbung zahlen zu können. überqualifizierte dauerpraktikanten. letzten hab ich dazu noch ne petition unterschrieben - und das per online-signatur. schon wieder so beschissen distanziert und einfach. ist das unsere welt?
will ich da wirklich wen reinschmeißen? so ganz ohne sicherheits-netz? weil meine gynäkologin vor mir steht und sagt, es könnte später schwierig werden?

mal ab von aller gesellschaftskritik - was passiert dann mit uns?
uns, die ein vollgepackter alltag schon ausreichend in die knie gehen lässt. denen das wochenende heilig ist, weil sie in der woche kaum zeit füreinander haben.
wenn ich kaum weiß, wann ich ich die nächste ladung wäsche waschen soll, wie soll da ausreichend platz sein für ein kleines wesen?
denn den braucht es doch. und den soll es unbedingt haben: eine kleine, sichere welt und das unbezahlbare gefühl, nie wirklich tief fallen zu können.
das gefühl, das wir auch haben. die anlagen, die wir auch haben. das geld, am anfang angelegt, daß heimlich vor sich hin arbeitet und mehr wird bis man es irgendwann gebrauchen kann. oder muss. oder will.
und will ich dich jeden morgen an der haustür verabschieden, wenn du uns ernähren gehst? wie soll denn das gehen? weiterhin jeden tag fast 100 km hin und zurück und dann noch windeln wechseln? bei aller liebe kann ich mich nicht mit babybauch in den zug steigen sehen und dich nicht um fünf den rechner ausschalten, damit du an der tanke noch pampers kaufen kannst.

ganz egoistisch will ich dieses leben nicht verändern. und wenn, dann nur zum guten. und das bitte erstmal für uns zwei. denn mit sicherheit wollen wir nochmal woanders leben. wollen wir noch ein paar mal mit leuchtenden augen durchs nachtleben tingeln. noch sehr viel mehr als ein paar mal ganze tage durchvögeln...

und das, ist das was ich ehrlich schade finde. denn insgeheim hatte ich gehofft, das leben würde mir diese entscheidung abnehmen. ganz heimlich dann, wenn es einfach passiert.
wenn ich mir vorher keine tausend fragen stellen kann. ich ätte gerne einfach irgendwann vor dir gestanden und gesagt: "es ist einfach passiert". und dann hätten wir uns erschreckt, uns umarmt - und vielleicht wären wir dann plötzlich einfach sehr, sehr glücklich gewesen. weil dann einfach alles egal gewesen wäre und voll von optimistischem aktionismus.

das macht mich auf seltsame art sehr, sehr traurig. das ich vielleicht niemals diese nacht erleben werde, in der wir klein und überwältigt und unsicher unterm dachfenster liegen. mit vollmond vielleicht. ganz bestimmt aber hand in hand. und dann sagen: wir schaffen das schon. egal was passiert.





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