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und draussen riecht es nach winter...

Dienstag, September 05, 2006

als wir und zum ersten mal getroffen haben, war es draussen kalt und dunkel. das weiß ich noch so genau, denn ich weiß noch genau wie du vor der fensterfront gestanden hast, halb in künstliches licht getaucht und hinter dir war es nacht.
nicht wirklich nacht, aber abend durchaus und kurz vor dem jahreswechsel vor dem alle angst hatten, in ein flugzeug zu steigen.
du trugst einen dunkelblauen pullover, so ein strick-ding und ich glaube, ich hab den eben in die wäsche geworfen. gute qualität.
du hast mir einen platz angeboten und ich hab dir einen kaffee mitgebracht - als du meinen namen kanntest, mochtest du mein parfum.
du bist vor mir gegangen, aber ich hab dich trotzdem mitgenommen - in meinem kopf und in meinem bauch, denn sowas ist ganz selten, das man einem menschen trifft, der sich ganz selbstverständlich zu einem fügt wie angepasst. so als hätte man ein paar anschlüsse, ab fabrik quasi, die nach und nach besetzt werden mit leuten, die das gegenstück besitzen.

manchmal lass ich das in meinem kopf anlaufen:
aus der kleinen kiste mit den filmrollen nehme ich die, auf denen dein name steht und leg sie nacheinander ein.
take one: du auf der couch in meiner damaligen wohnung mit wein und immer dergleichen cd.
take two: du auf der mauer vor der uni, sonnenbebrillt auf mich wartend und mein herz schlägt schneller, obwohl es doch noch ganz woanders hingehört.
take three: du und ich, nachts auf den jahrmarkt und das schweigen erdrückt die luft bis ich flüchte.
take four: dein geständnis im cafe und der weg zurück zum auto, wo es so schwer war nicht in die luft zu springen sondern gelassen an deiner seite zu sein.
take five: der wirklich erste kuss, der, der so daneben ging
take six: du im türrahmen an einem mittwochmorgen sagst: komm mal her. und alles war gut

manchmal würde ich dann gerne eingreifen, so woe manche menschen behaupten ihre träume steuern zu können, würde ich dann gern zurückgehen und ein bisschen was anders machen.
dich im auto nicht nur auf die wange küssen zum beispiel. was wäre dann wohl passiert?
wäre ich dann nicht ausgestiegen und wir wären irgendwo hingefahren? oder hättest du das vielleicht sogar gar nicht gewollt?
hätten wir dann beide angst bekommen und wären heute gar nicht hier, sondern nur ein kleines geheimnis über das keiner spricht?
hättest du mich geküsst, damals beim ersten besuch bei mir, hätten wir es bis heute geschafft oder uns nach wildem hin und her im auseianderentwickeln verloren?

ist das das prinzip? der schmetterling schlägt mit dem flügeln und auf der anderen seite der welt gibt es sturm? oder wäre das alles ganz egal gewesen, weil sowieso irgendwo geschrieben steht, daß dieses leben hier für uns ist?
denn wenn das nicht so ist, warumsind dinge dann manchmal so leicht, die vorher katastrophen gewesen wären?
oder sind wir einfach zu abgebrüht? haben schon zuviel gesehen? ab wann ist viel sehen eigentlich viel? und wäre man dann wirklich abgebrüht oder einfach nur zu tode gelangweilt?
vielleicht sind wir auch einfach nur ähnlich sozialisiert? gleiche werte, glückliche eltern, baumhaus im garten und bilderbuch-kindheit. ist das wirklich das ticket?
würde ich dann nicht nur festhalten weil ich auch dieses leben will?

gestern im fernsehen hat die wissenschaft mal wieder darüber gesprochen. ich hab dich ausgesucht weil du anders riechst als ich und weil mein ringfinger lang ist (?), fahr ich auf maskulines ab - weil deiner besonders lang ist, bestehst du fast nur aus testosteron,mit haut drumrum.
weil wir schon lange zusammen sind, schütten wir beim küssen mehr kuschelhormone aus, als noch ganz am anfang. das tun wir auch, wenn wir uns langsam streicheln. beim schnellen streicheln hingegen, merken wir fast nix.
die wissenschaft sagt, dein gehirn hat mein taille zum körper-verhältnis gemessen. deshalb gehst du instinktiv davon aus, daß ich prima kinder kriegen kann. außerdem macht dich das scharf und hart und wollend. und das ist ja eigentlich nicht schlecht.
aber von mir gibt es doch auch ein paar mehr, oder nicht? in den jahren zwischen erstem treffen und erstem kuss, immerhin fünf an der zahl, dürften doch ein paar mehr weibchen meiner art an dir vorbeiflaniert sein um mit den hintern zu wackeln. und auch ich hab wahrscheinlich ein paar große, dunkelhaarige gesehen, die ganz gut gerochen haben.
und alle die vor dir und vor mir. war es deren verhängnis nicht das biologische muster zu sein? hätrten all die dinge niemals so weh getan, hätten sie nur andere erbanlagen?
bin ich so eine verdammte sklavin meiner gene? und du am ende nur mein match?

vielleicht ist es alles zusammen oder vielleicht gar nichts von all dem.
dagegen aber sprechen viel zu viele momente.
der letztens zum beispiel, der bei dieser doofen frauenärztin, die mich so erschreckt hat mit ihrer "aus der luft -diagnose", von der noch keiner weiss ob sie stimmt.
die mir angst gemacht hat als sie sagte, kinder kriegen würde dann vielleicht zum problem.
da hab ich nicht geweint weil kinder kriegen zum problem werden könnte - sondern weil der gedanke von dir keine kinder kriegen zu können, ganz furchtbar war.
von dir als meine große liebe und nicht als zellhaufen. weil ich schon noch sehen will, wie das ist. irgendwann.
und wenn es dir bei mir nur um genetische codes ginge, dann hättest du bestimmt auch nicht gesagt: und selbst wenn es so nicht funktionieren sollte, dann gibt es noch genügend andere wege." und da war alles nötige gesagt.

und wäre ich jetzt wieder vor der fensterfront, vor dir, wenn druaßen gerade abend ist, ich würde doch gar nichts anders machen.
ich würde nur vielleicht plötzlich ganz kurz in die zukunft sehen wollen, nach jetzt und dann sagen: schön, das du endlich da bist. kaffee?


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