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in einer anderen zeit...

Mittwoch, November 08, 2006

in einer anderen zeit, liege ich in einem anderen bett, auf dem fussboden, in einer wohnung die lange her ist. es ist nacht, das zimmer so dunkel wie es bei mondschein sein kann. schatten tanzen auf dem teppich, machen grün zu grau zu schwarz. es ist warm dort, aber ich friere. mein körper zittert wie eine gitarrenseite, die ausklingt.  ich bewege mich nicht, liege stumm auf der seite, ein arm stützt den kopf, der andere greift neben die matratze. ganz leise. ganz, ganz leise. weil ich niemanden aufwecken darf.
zwischen meinen fingern ist kühles, kleines plastik. ein eisiges display. weiche tasten. nein, viel mehr als das: ein ganzes leben in einsen und nullen. und draußen ist anfang februar.
das handy schweigt. seit zwei stunden schon warte ich auf den lichtblitz im diodenfeld der sich hell an der decke spiegelt. warte. hoffe. harre. atme. bewege mich nicht. es kann alles so schnell vorbei sein dann.
ich hab angst ihn aufzuwecken. ihn. den, der neben mir schläft - in immer weiter wachsender entfernung. da liegt er - im zimmerdunkel ein grauer, konturloser hügel schlafender mensch. nicht mehr. schon lange nicht mehr. mehr war. und jetzt tut es nicht mehr weh. aber das ich mich leise verabschiede, weiß er noch nicht. und ich verstehe es gerade. denn auch wenn ich ruhig liege, tanzt mein herz. schlägt schnell und laut bis zum hals hinauf. presst blut top speed durch adern und gefäße das es im kopf rauscht und die augen flirren lässt. blos nicht bewegen.
irgendeine kirche schlägt zweimal die zeit und der wecker springt mit. tick tack. neuer morgen. noch immer keine nachricht.
langsam krieg ich angst. weil ich vielleicht zu schnell war. dich verschreckt hab. ja, dich. auf dich warte ich gerade. darauf, daß du wichtige worte schreibst und zu mir schickst. worte, die dieses leben verändern. die wir vorher noch nie so zueinander gesagt haben. fremdes vokabular. warum meldest du dich nicht?
der mensch neben mir atmete tief und rückt näher. aber ich will seine nähe nicht. alles in mir schreit das ich fort will. blos weg. weit weg. woanders sein, aber nicht mehr in diesem bett, diesem zimmer, diesem leben. hier ist alles tot. sogar die erinnerung ist egal. ich wusste nicht, daß ich so grausam sein kann. und in meinem kopf sprech ich es aus: "es ist vorbei. ich werde gehen. irgendwann in den nächsten wochen. und wenn du mich ansehen würdest, wenn du nur einmal wieder die augen aufmachtest für mich, dann siehst du schon meine koffer."  gehen ohne mich zu bewegen. kann ich. kann ich gut. ich bin längst weg, wenn ich den schlüssel auf die kommode lege.
und dann: licht. funkenregen auf rauhfaser-tapete. lauter kleine sterne in der dunkelheit. mein herz rast.
"ich musste warten, bis sie eingeschlafen ist. hab lange nachgedacht. aber meine antwort ist ja, ich will das. ich will dich und ich will uns. und mir ist egal wie."
in einer anderen zeit liegst auch du in einem anderen bett und bewegst dich kaum. nur mut deinen fingern hast du buchstaben geschickt, die die welt bedeuten. unsere welt.
mir ist warm, aber ich zittere. am ganzen körper jetzt und vor allem in mir drin. denn da bist du und breitest dich aus - ganz weit und ganz durch mich durch. frisst mich, beschützt mich. ich frage mich, warum das nicht eher so kommen konnte. warum mir das nicht so absolut klar war. und während mein herz brennt und meine welt in flammen steht, begreife ich, daß es beginnt. das alles beginnt.  das wir beginnen.
alles ist auf null. und ich bewege mich.





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